Dienstag, 29. Juli 2008

Nordkap-Tagebuch (13)

Manchmal steckste einfach nicht drin. An dem einen Tag quaelst du dich 75 km, als wenn du noch nie Rad gefahren waerest und am anderen laeuft es, als wenn man noch nie etwas anderes gemacht haette. Habe heute auf jeden Fall feierlich die norwegische Grenze passiert und bin nun ca. noch 450 km vom Norkapp entfernt. So langsam wird es absehbar. Und wenn die hochaggressiven Muecken nicht waeren, die bei jeglicher Bewegung unterhalb von 7 km/h ueber einen herfallen und auch vor bekleideten Koerperteilen keinen Halt machen, waere es noch ein wenig angenehmer. Aber auch das wusste ich vorher und diese Tatsache gehoert genauso zum Norden wie das Wetter und die Berge. Also, Klappe halten und durch.

Samstag, 26. Juli 2008

Nordkap-Tagebuch (12)

Habe soeben die wohl härtesten 46 km meiner gesamten Tour hinter mich gebracht: Gegenwind (welcher wohl jetzt häufiger aus Norden weht), sinnlose Steigungen (weil immer hoch und wieder runter) und Gesässschmerzen vom allerfeinsten. Die Radhosenentwicklung scheint noch in den Kinderschuhen zu stecken ... oder mein Hintern. Dafuer melde ich mich heute aus der Geburtsstätte des europäischen Pop, dem Ort, wo seiner Zeit die grosse Welle der Popmusik von Amerika auf unseren Kontinent uebergeschwappt ist. Insider wissen, worum es geht nämlich keine geringere Stadt als: Pajala. Bringe dann somit heute auch nach vier Wochen meine Schweden-Etappe hinter mich und verbringe diese Nacht die erste in Finnland.
Nachdem ich gestern bei strahlendem Sonnenschein den Nordpolarkreis ueberfahren habe, konnte ich kurz danach meine Studien fuer ca. 30 Minuten wieder aufnehmen (musste wohl so sein), dann kam allerdings die Sonne wieder und ist bisher geblieben. Schliesse ich also mit den Worten grosser Popkultur: "korrekt, korrekt, jefällt ma, jeht ab".

Mittwoch, 23. Juli 2008

Nordkap-Tagebuch (11)

Mit dem schwedischen Regen verhält es sich wie folgt: entweder, man sieht dunkle Wolken, denkt "oh" und nichts (aber auch gar nichts) passiert, oder man sieht dunkle Wolken, denkt "oh" und im nächsten Moment geht es los. Dazwischen gibt es nichts. Von der Konsistenz her ist der schwedische Regen (zumindest im Sommer) eher seicht, er fällt meistens schräg, die Tropfengrösse variiert zwischen mittelgross und fein, aber verursacht dennoch ein "Pladdern" auf der Haut, der Kleidung, der Strasse und auf den Blättern der Bäume. Oft geht er auch mit Wind einher, der dann entweder von der Seite oder von vorne weht. Man könnte den schwedischen Regen bei näherer Betrachtung in diesem Zusammenhang auch als dicht bezeichnen. Zu diesen Erkenntnissen kam ich in den letzten zwei Tagen, an denen ich reichlich Gelegenheit im Feld fuer derartige Nachforschungen hatte. Heute, wie es der Teufel (oder wer auch immer) so will, Ruhetag in Luleå bei herrlichstem Sonnenschein. Und morgen, wenn es weiter in Richtung Morjärv geht, wahrscheinlich wieder Regen. Habe das ganze auch noch in einem Bild festgehalten, welches neben anderen ergänzten im Fotoalbum zu finden ist. Gehabt euch wohl und es sei an dieser Stelle angemerkt, dass Reisen in Gedanken immer noch die guenstigste und kreativste Art ist (auch wenn Schweden trotzdem nicht zwischen China und Neuseeland liegt; letzteres wäre fuer einen Tagesausflug jedoch sicher sehr reizvoll).

Sonntag, 20. Juli 2008

Nordkap-Tagebuch (10)

Der kalte Wind hat nachgelassen, so dass ich wohl temperiert und in recht guter Verfassung trotz zwei kleinerer Schauer durch umwerfende Landschaften nach Arvidsjaur gerollt bin. Nachdem ich den nicht weiter erwähnenswerten Tag gestern (wuerde diesen gerne aus dem Protokoll streichen) abends zusammen mit zwei netten Schweizern und anlässlich meines Bergfestes mit Pripps Blå 3,5% beschlossen habe, ist dies ein echter Lichtblick, hatte ich doch die grössten Bedenken hinsichtlich meiner morgen anstehenden, wieder längeren Etappe nach Älvsbyn. Nähere mich dann (hoffentlich unaufhaltsam) der schwedischen Ostkueste, wo ich noch einen Ruhetag in Luleå plane, bevor es dann weiter wieder Richtung Norden geht (wo ich aber ja hin will).
Der Campingplatz, auf dem ich hier gelandet bin, bietet leider ausser Internet keine grossen Vorzuege, obwohl er mir sehr angepriesen wurde; viel zu gross und dementsprechend sehen auch die Sanitäranlagen aus. Schade. Beim nächsten Mal wieder ... (kann ja nicht alles klappen).

Freitag, 18. Juli 2008

Norkap-Tagebuch (9)

Kämpfe mich heute - allerdings bei strahlendem Sonnenschein und geschätzten 18-19 Grad Celsius - in Richtung Storuman vor, nachdem ich nach einer ziemlich kalten Nacht heute morgen nur langsam in die Gänge gekommen bin. Kann aber dennoch behaupten, dass ich vom Wetter verwöhnt werde (in Anbetracht dessen, dass ich gestern die Grenze von Lappland ueberfahren habe). Auch die E45 ist hier oben mittlerweile zu einem Nebensträsschen zusammengeschrumpft, so dass der Verkehr deutlich weniger wird und sich hier und da auch bereits die ersten Rentiere blicken lassen. Noch nicht mal Schnee ist angesagt.

Dienstag, 15. Juli 2008

Norkap-Tagebuch (8)

Einen schönen Gruss aus Östersund verbunden mit den versprochenen Fotos. Wie ihr diesen entnehmen könnt, geht es mir zumindest nicht anders als sonst und auch die Beine sind noch die alten (vom Mueckenstich mal abgesehen). Sind gestern abend nach durchwachsendem Wetter hier angekommen und in einer netten kleinen Pension mitten im Centrum (dies ist wirklich eines) untergekommen. Olli ist heute weiter Richtung Strömsund, während ich mir einen Ruhetag gönne. War bereits erfolgreich CDs (was auch sonst) kaufen und geringfuegig meine Ausruestung optimieren. Morgen geht es dann auch fuer mich weiter. Ein wenig zieht es mich auch schon wieder. Viel Spass mit den Fotos!

Sonntag, 13. Juli 2008

Nordkap-Tagebuch (7)

Bin dank Olli (meiner Begleitung in den vergangenen zwei Tagen), der mich gepeitscht, gezogen und abgelenkt hat, bis kurz vor Östersund (ca. 120 km) vorgedrungen. Hier ist jetzt Norden und Berge gibt's auch, ohne dass dies im Namen vorkommt. Befinde mich uebrigens in einem der grössten Skigebiete von Schweden, nur halt ohne Schnee und das ist auch gut so! In Östersund gibt es dann Fotos fuer euch. Also noch zwei, drei Tage Geduld.

Freitag, 11. Juli 2008

Nordkap-Tagebuch (6)

So, heute habe ich Namenstag. Das wird gefeiert. Mit Sturzregen, dem ich zum Glueck weitestgehend entkommen konnte, und leider immer noch keiner Möglichkeit, euch Fotos zu Teil werden zu lassen. Die nette Dame in der Bibliothek von Mora hat mir zwar wie in Gislaved selbstverständlich und mit einem Lächeln ein Notebook ausgeliehen, aber dem fehlt dummerweise der Kartenleser (werde bei nächster Gelegenheit die SD-Karte im Fotoladen mal auf CD bringen lassen; CD-Laufwerk hatten nämlich bisher alle PCs. Leider haben hier alle Läden schon zu. Ist immerhin nach 18:00 Uhr. Hier ist die Welt eben noch in Ordnung ...). Lasst mich also die Bilder vorerst mit Worten in eure Köpfe bringen: Heute morgen hat es geregnet, so dass ich ein noch schlafendes Vansbro, welches unter einer schweren aber dennoch angenehmen Dunstwolke lag, verliess. Angenehm, weil angenehm kuehl und ueberall, auch in der Stadt, der Duft von Erde und Wald lag. Ich folgte entgegen urspruenglichen Plänen doch direkt der Strasse 26, so dass ich nach kanpp 40 km in Johannsholm dann endlich auf die sagenumwobene Strasse 45 traf. Der Verkehr duennt auch nach und nach aus, so dass ein Fahren auch auf dieser verhältnismässig grossen Strasse problemlos möglich war. Habe auf diese Weise leider das Heimatdorf vom schwedischen Weihnachtsmann (Jultomte) verpasst, aber ich glaube, da bin ich unbewusst einer Touristenfalle aus dem Weg gegangen. Und nebenbei wäre ich auf dieser Route komplett nass geworden. Da garantier ich Sie aber fuer, Herr Schulze! Kurzum, das erste grosse Etappenziel - nämlich Mora am Siljansee - ist heute gefallen. Ein bisschen stolz bin ich wohl auch. In Östersund habe ich dann die Hälfte von Schweden geschafft (knapp 1000 km) und dann kommt vor dem Nordkap nur noch der Nord-Polarkreis. Das ist aber noch was hin ... wollen mal nicht groessenwahnsinnig werden!

Donnerstag, 10. Juli 2008

Nordkap-Tagebuch (5)

Heute bei schönstem Wetter und ohne (!) Beschwerden (kein Grund zur Sorge also, Matthi; after all this is fun!) munteren Fusses in Richtung Vansbro gerollt; zwar auch huegelig, aber irgendwie angepasster gefahren. Unterwegs von einem Besitzer einer Pallet-Fabrik, die ihm letzte Woche abgebrannt ist, zu 'nem Kaffee eingeladen worden und jetzt auf der letzten Etappe nach Vansbro selber. Morgen dann die Fahrt nach Mora ueber Sollerön. Komme demnach nicht durch Rättvik, aber trotzdem danke fuer die Einladung. Oder seid ihr da? Dann lege ich natuerlich alles um! Rock'n'Roll an alle ...

Mittwoch, 9. Juli 2008

Nordkap-Tagebuch (4)

Jetzt weiss ich, warum in dem Namen Fredriksberg das Wort Berg vorkommt. Hat was mit huegelig zu tun. Ansonsten ist der Sommer wieder in Schweden eingetroffen und die Temperaturen sind wieder angenehm. Habe heute demnach das Eis nachgeholt. Nähere mich mit grossen Schritten dem ersten grossen Etappenziel Mora. Schaffe das vielleicht in zwei Tagen. Dann muss ich offiziell meine Norrland-Karte auspacken. Dann hab ich den Norden, den ich wollte ...

Montag, 7. Juli 2008

Nordkap-Tagebuch (3)

Von einem Extrem ins andere. Nachdem ich die letzten Tage noch die Sonne verschrien habe, hat es vorgestern abend angefangen zu regnen (eigentlich mehr ein "gallern") und bis jetzt - mit Ausnahme von 1-2 Stunden - nicht wieder aufgehört. Nach gestrigen 45 km bin ich dann etwas frierend und zum Glueck nur wenig durchnässt (die Regensachen funktionieren also) in Mariestad angekommen und in einem komplett urigen Vandrarhem untergekommen. Die deutsche Bauordnung hätte hier ihre wahre Freude. Aber wie ihr seht, lebe ich trotzdem noch. Bin auf dem Weg zum Vänern-See teils dem Sverigesleden und dem Västgötaleden (beides schwedische Radfernwege) gefolgt und habe dabei das entspannte Fahren ohne 60 t-LKW kennengelernt. Werde versuchen, sofern möglich, diese Routen weiter zu nutzen. Heute geht es erstmal weiter in Richtung Norden am Vänern entlang. Eis und Baumeln werden aus aktuellem Anlass verschoben. Vielen Dank an dieser Stelle auch schon einmal fuer eure erfrischenden Kommentare. Mit Fotos gestaltet sich die Sache zur Zeit etwas schwierig, da ich auf einen Kartenleser angewiesen bin, den ich zur Zeit noch nicht habe und dieser in den öffentichen Computern in der Regel auch nicht verbaut ist. Ich bitte um etwas Geduld.

Donnerstag, 3. Juli 2008

Nordkap-Tagebuch (2)

Ich hätte nicht gedacht, dass ich das irgendwann mal auf meiner Reise behaupten wuerde, aber es ist unerträglich heiss. Geschätzte 30 Grad, die mich nur schwer vorankommen lassen. Gestern habe ich mich durch 60-65 km lange Kilometer gekämpft, wofuer ich heute die Quittung - nämlich muede Beine und wenig Motivation - bekomme. Möchte eigentlich nur noch im Schatten liegen und lesen, aber 20 km muss ich mindestens noch. 20 km auf einer zweispurigen Uberlandstrasse (ist leider die einzige Verbindung nach Jonköping) in der prallen, zumindest jetzt nicht mehr Mittagssonne. Das wird ein Spass. Dafuer dann in zwei Tagen Eis essen am Vättern-See, die Fuesse ins Wasser baumeln und gut gehen lassen. Wer kann bei solchen Perspektiven schon widerstehen?

Nachtrag um 21:50 Uhr (wegen des vorbildlichen Vandrarhems mit Internet!): musste ein wenig umdisponieren und bin in Tranemo (gleichzeitig aber auch wieder back on track) gelandet. Habe meinen Rueckstand somit auf fast genau einen Tag wieder rausfahren können und komme somit auch nicht am Vättern, sondern am Vänern vorbei. Genug Wasser zum Baumeln soll es da laut Pesch aber wohl auch geben. Nach einer netten Pizza im "Centrum" erfolgt dann nun der technische Dienst am Auge!

Dienstag, 1. Juli 2008

Nordkap-Tagebuch (1)

Werte Leser, höchste Zeit, mein Tagebuch offiziell aus Schweden zu eröffnen: mir geht es - bis auf gelegentliche (ok, andauernde) Gesässschmerzen echt gut und die Landschaft tröstet ueber vieles hinweg. Ich frage mich zwar jeden Morgen ob und wofuer, aber wie jedes Mal brauch es keine 10 Minuten auf dem Rad und alle Zweifel sind weg. Letzteres hält im Uebrigen, was Andreas Gruner versprochen hat und das Lenkerflattern habe ich durch Umpacken und ein wenig Uebung auch in den Griff bekommen. Soviel zu den ersten 280 km ...